Gebetszeiten

Die LAUDES

(Morgenlob)

rufen die Auferstehung Christi in Erinnerung, der die Nacht des Todes für uns überwunden hat. Der Beter wird aufgefordert im gläubigen Vertrauen auf Christus auszuharren, der als Aufgang aus der Höhe (Lk 1,7) kommen wird, um allen zu leuchten, die in Finsternis und im Schatten des Todes sitzen (Lk 1,79). Ebenso wird der Beter ermahnt, allen Anfeindungen und Anfechtungen des Bösen zu widerstehen, da dieser den Menschen schaden und verderben will. Hoffe auf den Herrn, denn er ist Schutz und Hilfe (Ps 33,20).

Die TERZ

(dritte Tagesstunde nach antiker Zählung, heute ca. 9 Uhr)

erinnert an die Ausgießung des Heiligen Geistes; es war um die dritte Stunde des Tages (Apg 2,15).
In ihr erfleht der Betende den Beistand des Heiligen Geistes für die ganze Welt, für sich selbst und seine Vorhaben. Auch soll um einen willigen Geist gebetet werden, damit man in tätiger Liebe, nach Christi Vorbild wirken kann.

Die SEXT,

zur Mittagsstunde gehalten, erinnert an die Kreuzigung Jesu. Der Betende stellt sich unter das Kreuz, an dem Jesus in Demut und Gehorsam durch sein Leiden Sünde und Tod überwunden hat. Der Beter soll Verzagtheit und Kleinmut von sich werfen und sein persönliches Kreuz auf sich nehmen. D.h., dass er sein Leben mit all seinen Schwachheiten bejahen soll, im Vertrauen auf Christus und nach dessen Vorbild.

Das Gebet der NON

(neunte Tagesstunde, heute ca. 15 Uhr)

ist das Gebet zur Todesstunde Jesu. Im Gedächtnis an den Tod Christi wird man an den eigenen unausweichlichen Tod erinnert und dazu aufgefordert, sich darauf vorzubereiten. Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf das wir ein weises Herz gewinnen. (Ps 90,12). Dies ist auch noch die Barmherzigkeitsstunde!
Das soll nicht heißen, dass der Mensch als freudloses, bedrücktes Wesen durch das Leben gehen soll, vielmehr wird man aufgefordert so zu leben, dass man es vor Gott verantworten kann, denn es ist der Herr, der vom Tod errettet (Ps 116,8a).

Die VESPER

(Abendlob)

ist das Dankgebet für den zu Ende gehenden Tag, und zugleich lenkt sie den Blick auf das Ende aller Dinge und Zeiten. Die Leiden dieser Zeit bedeuten nichts im Vergleich zur Herrlichkeit, die uns offenbart werden soll (siehe Röm 8,1, denn der Herr erhört den Bittenden; der Herr ist der Retter (Ps 118,21).

Die KOMPLET

(Nachtgebet)

beschließt den Tag. In ihr bittet der Betende um eine gute, behütete Nacht. Vor dem Einbruch der Nacht bittet man für die ganze Menschheit um gnädige Bewahrung. Gott allein ist Zuflucht und Schutz (Ps 91,9).

Die MATUTIN(e)

(lat. [hora] matutina von matutinus: „morgendlich“),

auch Vigil (v. lat. vigilare: wachen) oder Nachtoffizium genannt, ist das Nachtgebet in der katholischen Liturgie. Der Teil des Breviers, der die Matutinen enthält, wird Matutinale genannt. Gebetet wird die Matutin zwischen Mitternacht und dem frühen Morgen.
Ihren Ursprung hat die Matutin in Nachtwachen der frühen Christen. Diese versammelten sich, um sich auf Feste wie Ostern und Weihnachten durch Gebet und das Hören des Wortes Gottes vorzubereiten. Sie wachten in der Nacht, um Jesus Christus zu erwarten als das Licht, das neue Leben und die Morgenröte.
Nach der Eröffnung „Herr öffne meine Lippen, damit mein Mund Dein Lob verkünde“ wird ein im Wechsel mit einer Antiphon responsorisch vorgetragener Psalm als Gebetseinladung (Invitatorium) gesungen, gefolgt vom Hymnus. Hieran schließen sich zwei oder drei Abschnitte (Nokturnen) an. Jede Nokturn besteht aus mehreren Psalmen und einer anschließenden längeren Lesung. In der ersten Nokturn wird ein Abschnitt aus der Bibel gelesen, in der zweiten Nokturn ein anderer geistlicher Text, z. B. aus den Kirchenvätern. An Sonntagen und Hochfesten schließt sich eine dritte Nokturn an, in der anstelle der Psalmen biblische Cantica gesungen werden. Im Anschluss wird das Evangelium des Sonntags oder Hochfestes vorgetragen und das Te Deum gesungen. Den Abschluss der Matutin bildet das Tagesgebet.
Die vollständige Matutin wird heute nur noch in den kontemplativen Orden oder von einzelnen geweihten Personen gebetet. Selbst bei den Benediktinern wird sie teilweise auf eine Nokturn gekürzt. Seit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils enthält das Stundenbuch der Kirche die Lesehore, die zu jeder Zeit des Tages gebetet werden und morgens bzw. nachts zur Matutin bzw. Vigil erweitert werden kann.
Die Matutin an den Kartagen wird als Karmette oder Tenebrae bezeichnet.
Neben dieser liturgischen Form des Nachtgebets gibt es auch nicht-liturgische Nachtwachen vor bedeutenden Anlässen.